Katharina von der Leyen hat ein bewegtes Leben. Schon in jungen Jahren nutzt sie jede Gelegenheit, die Welt zu erobern – ob als Redakteurin der australischen Vogue in Sydney, als Seehund-Pflegerin im Zoo von Sydney oder als Cowgirl auf einer Ranch in New Mexiko. Sie tut immer nur das, was sie wirklich will, wovon sie gerade überzeugt ist, immer nur das, was ihr Gefühl ihr sagt. Sie schreibt Bücher über Hunde und Storys für die FAZ und die SZ. Eines Tages, ganz plötzlich spürt sie, irgendetwas stimmt nicht mit ihr. Es beginnt ein Untersuchungsmarathon, der in einem Münchner Krankenhaus endet, wo sie stirbt. Diesmal ist es ihre eigene Geschichte, die sie schreiben wird. Eine Geschichte von eisernem Kampfgeist, unerschütterlichem Willen und dem felsenfesten Glauben an sich selbst.
Eine Geschichte mit Happy End.
„Ich war schon immer ein Mensch, der sich nie hat reinreden lassen. Das war schon für meine Eltern nicht immer leicht“, sagt Katharina im Interview mit GESUND in der Region. Sie hat viel erlebt und immer das getan, wovon sie überzeugt war, ging immer nach ihrem Gefühl. Rückblickend kann Katharina sagen: Alles richtig gemacht, erfolgreich und zufrieden. Dann, vor einigen Jahren, sagt Ihr dieses Gefühl vielleicht: langsam reichts! Sehnsucht kommt auf, weg von der Großstadt Berlin zurück in die Heimat aufs Land, nach Oberbayern. Auch das setzt sie zielstrebig um und ist glücklich auf ihrem Bauernhof in Mühldorf am Inn. Sie genießt die langen Spaziergänge mit ihren 15 Tierschutzhunden. Im Laufe der Zeit kommen Schafe, Ziegen und Hühner dazu, und immer wenn sie von ihrem Balkon aus hinausblickt in diese faszinierende Natur, weiß sie wieder einmal: Das war die richtige Entscheidung.
Eines Tages aber spürt Katharina, dass irgendwas mit ihrem Körper nicht stimmt. Plötzlich sieht sie kleine schwarze Punkte, die werden zu schwarzen Wolken. „Ich konnte plötzlich nicht mehr geradeaus gehen, ich konnte nicht mehr sprechen und für einen einzigen Satz in einer E-Mail brauchte ich 40 Minuten!“, erzählt Katharina. „Ich bekam Kopfschmerzen, die alles andere bisher Dagewesene in den Schatten stellten. Dann wurden meine Finger taub, dann die ganze Hand und es dauerte immer länger, bis das Gefühl zurückkam.“
Es folgen unendliche Untersuchungen, Termine bei Ärzten, Fachärzten, Spezialisten. Alle haben Vermutungen, Einschätzungen und stellen ihre ganz eigenen Diagnosen. Sie bekommt Medikamente gegen epileptische Anfälle und die Ärzte tun ihr Bestes. Erst später wird sich herausstellen, dass es einfach nur unglaublich schwer ist, Katharinas wahres Problem zu entdecken. Katharina gibt sich mit den ärztlichen Einschätzungen auch nicht zufrieden. Ihr Gefühl sagt ihr, da muss etwas anderes sein. Sie liest, forscht und holt sich die Einschätzung ihrer Cousine, einer sehr guten Ärztin in Berlin. Vermutungen kommen auf. Es könnte sich um einen Hirntumor handeln. „Ich glaube, kein Mensch hat jemals so viele CTs und MRTs gehabt“, erzählt Katharina von der Leyen. „Im Lauf der Krankheit waren es bestimmt 15 MRTs, aber meist ohne leuchtendes Kontrastmittel“, erklärt sie. „So war auf den Aufnahmen auch nichts Besonderes zu sehen.“
Die Ärzte bleiben ratlos und Freunde mutmaßen: wahrscheinlich alles Spätfolgen der Coronaimpfung. Passt genau, was man da im Internet liest! Auch derlei abenteuerliche Mutmaßungen bringen nichts. Dann, endlich, nach einem Untersuchungsmarathon von über einem halben Jahr und wochenlangen Klinikaufenthalten: der Durchbruch. Ein junger Arzt in der Neurologie des Uniklinikums München, zu dem Katharina ein gewisses Vertrauen verspürt, schlägt beim Tumorboard, der regelmäßigen Besprechung der Fachärzte vor: „Machen wir doch noch ein MRT mit höchstmöglicher Dosis Kontrastmittel!“ An einen Erfolg dieser Idee wollen seine Kollegen zunächst nicht so recht glauben, aber genau diese Idee bringt die Wende! „Als ich die ersten Bilder mit dem Tumor sah, dachte ich, das könnte ich als Weihnachtskarte nehmen, das sah so hübsch aus – wie die Milchstraße. Lauter kleine Punkte.“ Nun waren sie zu sehen, die vielen Minikrebszellen im Kopf.
Die Diagnose: Intravaskuläres großzelliges B-Zell-Lymphom, eine seltene Tumorform, zu der es nahezu keine Erkenntnisse gibt. Alle, die daran erkrankten, gerade mal 80 Menschen in den letzten 100 Jahren, waren daran gestorben. So sind auch Katharinas Überlebenschancen sehr gering. „So seltsam das klingt: Ich war unendlich erleichtert. Ich wusste nun wenigstens, was ich hatte und dass man etwas dagegen tun konnte. Und wenn ich schon sterben muss, will ich wenigstens wissen, woran!“
Katharina von der Leyen beschließt, nicht dem Tode ins Auge zu blicken, sondern dem Leben. Ihrem Leben. Klar, die Behandlung von Krebs ist kein Spaziergang. Überlebensmöglichkeiten gehen oft einher mit massiven Einbußen der Lebensqualität. Aber es gibt heutzutage nie da gewesene Behandlungsperspektiven, Immuntherapien und hochmoderne Chemos. So geht Katharina die größte Herausforderung ihres Lebens an, mit Humor und Pragmatismus.
„Also ganz ehrlich: Ich habe nirgends unterschrieben, dass ich 74 werden muss. Wenn ich sterben muss, ist das so, ich hatte ein tolles Leben, habe immer das gemacht, was ich machen wollte!“ Damit ist es nun erst einmal vorbei. Eine unabhängige Frau, deren Leben plötzlich von einem Tumor bestimmt wird, der auch ihr kreatives Leben bestimmt. Sie beginnt aufzuschreiben, was ihr widerfährt, was sie fühlt, was der Krebs in ihr auslöst und was sie erlebt bei diesem kräftezehrenden Prozess mit offenem Ende. In der Klinik kämpft man nun mit allen Mitteln gegen die Krankheit. Wochenlange Behandlungen. Katharina denkt an ihre Tiere zu Hause. Sie fehlen ihr und tatsächlich bekommt sie die Erlaubnis, ein Wochenende auf ihrem Bauernhof zu verbringen.
Für ein paar Stunden ist sie glücklich und sie spürt die Kraft, die sie von ihrer Umgebung und ihren geliebten Tieren empfängt.
Zwei Tage später, gerade wieder zurück im Krankenhaus, sitzt Katharina frühmorgens im Wartebereich, wartet darauf, ihr neues Zimmer beziehen zu können ... und stirbt.
Sie verliert das Bewusstsein und verabschiedet sich von dieser Welt. Nur kurz, denn die Ärzte holen sie zurück. „Ich erinnere mich nur an die ganzen Geräte und Maschinen, als ich aufgewacht bin“, erzählt Katharina. „Dann hat mich jemand gefragt, ob ich wüsste, wie ich heiße. Und noch bevor ich antworten konnte, war ich schon wieder weg.“
Als Katharina erwacht, weiß sie nicht, dass sie sich auf der Intensivstation befindet. Und als sie nach kurzer Zeit in einen anderen Bereich verlegt wird, freut sie sich sogar. „Endlich ein Zimmer für mich allein! Meine beste Freundin, die mich dann da besucht hat, fragte den Pfleger, warum sie eigentlich immer so’n blöden grünen Kittel anziehen muss? Da guckte er sie ganz irritiert an und meinte: Auf dieser Station erlauben wir keinen Besuch. Nur bei Sterbenden. Da wusste ich, dass das irgendwie ernst war bei mir!“
Die weitere Behandlung ist ein kräftezehrender Prozess mit offenem Ende. Katharina von der Leyen aber tut das, was sie schon immer getan hat. Sie durchkämpft mit Stärke und eisernem Willen auch die schwachen Phasen während der Chemotherapie. „Ich wollte mich nicht aufgeben. Ich wollte kein Opfer sein!“
Monate später, nach sechs Chemotherapien, dann der Moment, den Katharina wohl nie vergessen wird. Der Termin mit ihrer Ärztin, die ihr gleich sagen wird, wie es um sie steht. Sie hat gute Nachrichten. Der Krebs konnte zurückgedrängt werden. Katharina hat ihn besiegt. Und ganz sicher hat ihr dabei die ihr eigene Lebensbetrachtung geholfen, die sie mit ihrem Lieblingszitat der großen Diva Bette Davis erklärt: »The key to life is accepting challenges« (Der Schlüssel zum Leben liegt darin, Herausforderungen anzunehmen).
Einen Einblick in das Leben mit Tumor als Kammerspiel zwischen Ziegen und Hühnern, Laptop, Friseur und Boutique, mit Freunden und Familie und sehr vielen Hunden bekommt man mit einem Beitrag aus der ZDF-Reihe 37 Grad. „Plötzlich gesund“ in der ZDF-Mediathek abrufbar.
Lesen Sie die ganze fesselnde Geschichte. Was ihre Lebenserzählung so außergewöhnlich macht, ist, dass sie den Tiefpunkten und schmerzlichen Erfahrungen während der Krebserkrankung mit der gleichen kraftvollen Neugier begegnet, wie den schillernden Augenblicken und Momenten des Hochgefühls. An jedem Punkt, so verrät bereits der Titel, erkennt sie die Richtung: Weiter!
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