Paula

Miss Paula und ihr Chauffeur - eine wahre Weihnachtsgeschichte für wahre Freunde

Ich bin Paula und eine ziemlich normale bayerische Labradoodle-Dame. Besser gesagt, ich war es, bis ich IHN traf. Bei IHM muss das sowas wie Liebe auf den ersten Blick gewesen sein und ehrlich gesagt, fand ich den Typen auch ganz ok. Das ist schon eine Weile her. Inzwischen ist ER aber nicht nur mein allerbester zweibeiniger Freund, sondern auch mein Chauffeur, und das war sein Wunsch, seine freie Entscheidung. Eines schönen Tages kraulte er meine frisch geschüttelte Kräuselfrisur, lächelte und sagte: „Keine Reise mehr ohne Paula!“


Was das zu bedeuten hatte, merkte ich erst im Laufe der folgenden Monate und Jahre. Ein einziges gemeinsames Abenteuer, unser Leben auf 6 Beinen. Ich glaube ehrlich gesagt, dass es keinen einzigen anderen Hund auf der Welt gibt, der so viel unterwegs war und so viel erleben durfte. Klar, die Ziele bestimmt ER, aber den Weg bestimmt das Leben und so haben wir schon so manches Abenteuer gemeinsam durchgestanden. Zusammen mit IHM bin ich um die halbe Welt gereist. Auch Florida war ganz o. k., hätte nicht ein Hurrikan Dächer und meine letzten Leckerlis weggefegt. Aber das war ja auch nicht so sein Ding. ER liebt es ganz nah an der Natur, am besten tief drin in der Wildnis, am besten ohne Zweibeiner und am liebsten nur mit einem Vierbeiner – mit mir. 

Für eine geplante Reise durch die Mongolei rauf bis auf 5000 Meter machte ER sogar einen Erste-Hilfe-Kurs für Hunde, also für mich – inklusive kleine Not-Operationen … wow, ER muss mich schon von ganzem Herzen lieben. Trotzdem hoffen wir mal, dass er sein Können nie unter Beweis stellen muss.


Außer in mich hat ER sich in letzter Zeit scheinbar auch in die nördlichen Regionen verliebt, da wo im Winter nur wenige Menschen ohne triftigen Grund das Haus verlassen. Es war Dezember und wir waren schon fast 3 Monate am Stück unterwegs. ER wollte durchs Baltikum über Litauen, Lettland und Estland zum Nord-Cap und genau da, am Polarkreis, waren wir jetzt angekommen. Bisher lief alles glatt. Er chauffierte und ich schaute mir die Gegend an, die an uns vorbeizog und bellte so manchem Vierbeiner ein freundliches Hallo zu. Langsam sah es immer mehr nach eisigem Winter aus. Es schneite leicht vor sich hin und gerade hatten uns 2 Rentiere überholt. Das freundliche HALLO ließ ich vorsichtshalber mal weg und schaute zu IHM hinüber. Er lächelte: „So Paula, jetzt sind wir gleich in Rovaniemi. Hier wohnt tatsächlich der echte Weihnachtsmann! Viele Menschen besuchen ihn hier oder schicken ihre Wunschzettel genau hierher. Also benimm Dich!“ 


ER erzählte mir immer irgendwelche Geschichten zu den Gegenden, die wir gerade durchreisten und hoffte, dass ich alles verstand. Natürlich tat ich das! Bin ich vielleicht ein blöder Hund? Nein. Reisen bildet bekanntlich und wenn man so viele Jahre gemeinsam auf Achse ist, versteht man sich. Das könnt Ihr mir glauben.     


Die Weihnachtsstadt war schön eingeschneit. Ich habe wahrscheinlich in meinem bisherigen Hundeleben noch nie so große Augen gemacht als jetzt. Auf dem Weg zum Haus vom offiziellen Weihnachtsmann war alles wunderschön beleuchtet und ich musste kurz an zu Hause denken und daran, wie toll das wieder werden würde, wenn ich meine Geschenke von ihrer Verpackung befreien dürfte.


Wir kamen vorbei an Santas Hauptpostamt. Das wird tatsächlich von „POSTI“, der finnischen Post betrieben und ich könnte jetzt Nachbars Katze zu Hause eine Postkarte mit einzigartiger Polarkreis-Briefmarke schicken! Und dann war es so weit. Als wir sein Haus betraten, saß der Weihnachtsmann in einem großen Stuhl, der fast aussah wie der Thron eines Königs und ließ die Fotos mit Menschenkindern geduldig über sich ergehen. „Hunde sind eigentlich nicht erlaubt“, sagte mein Chauffeur. Ja, von wegen.

Als der Weihnachtsmann uns beide entdeckte, winkte er uns zu sich. Ich war so aufgeregt, dass ich wie verrückt mit dem Schwanz wedelte und fast die Dekoration durcheinander gefegt hätte. Aber nachdem der Weihnachtsmann ja auch irgendwie Chauffeur ist – für seine Rentiere – hat er mir das überhaupt nicht übel genommen und ich durfte mich sogar an seine Seite setzen. WOW! Mein Chauffeur war ohne jegliche Vorbildung in diesem Moment auch Übersetzer geworden. „Paula, der Weihnachtsmann fragt, was sich wohl Hunde zu Weihnachten wünschen würden?“ 


Na, da brauchte ich nicht lange überlegen. Das konnte ich ihm ganz genau sagen: dass es allen Hunden auf der Welt so gut gehen sollte wie mir, dass sie beim Spazierengehen alle so lang schnüffeln dürften, wie sie wollten und alle genug zu fressen hatten und eine liebe Familie oder einen Chauffeur, wie ich! Dass alle Hunde in Tierheimen irgendwann, am besten ziemlich bald auch einen tollen Zweibeiner finden und dass sie viele schöne Sachen erleben dürften.


Das alles schoss durch meinen Kopf, unter meiner Krausefrisur war der Teufel los. Entschuldigung, das denkt man nicht einmal in Anwesenheit des Heiligen Weihnachtsmannes. Ihr könnt mich jetzt für einen verrückten Hund halten, aber ich glaube, er hat jeden meiner Gedanken lesen können. Denn als ich hinaufschaute und ihm tief in seine Weihnachtsmann-Kulleraugen blickte, sagte er plötzlich in reinster Sprache meines Chauffeurs: „Viel Liebe von allen Menschen für alle Tiere dieser Welt“!

Können Hunde Gänsehaut bekommen? Leider nein. Ansonsten wäre mir das jetzt wohl passiert.

Als wir durch den knirschenden Schnee und vorbei an der glitzernden Weihnachtsbeleuchtung zurück zu unserem Paula-Mobil stapften, war ER stiller als sonst. „Wir haben’s doch schön, Paula, oder?“ 

„Oh ja, das haben wir, dachte ich. Wir haben uns. Eine große Liebe auf 6 Beinen.“   

Ihn und Paula kann nichts trennen
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