warten bis kein Arzt kommt

Warten bis (k)ein Arzt kommt

Sparmaßnahmen, absurder Papierkram und Arbeit bis zur Erschöpfung: Ärzte und Pfleger in ostbayerischen Krankenhäusern und Kliniken erleben das täglich, die Notaufnahmen sind schon seit Jahren überlastet und Rettungsmediziner warnen, dass das System schier am Zusammenbrechen ist. Aber die Zahl der Notfallpatienten steigt stetig, was auch daran liegt, dass längst nicht alle Patienten wirklich ein Fall fürs Krankenhaus sind. Gesundheitsminister Karl Lauterbach geht davon aus, dass zeitweise die Hälfte der Patienten, die in die Notaufnahme kommen, keine richtigen Notfälle sind.


Hierzu gibt es einen Vorschlag der Regierungskommission, die den Minister berät. In Krankenhäusern sollen ‚Integrierte Notfallzentren‘ entstehen, die Patienten besser steuern. Diese Notfallzentren sollen aus der Notaufnahme des Krankenhauses und einer kassenärztlichen Praxis bestehen. Wer künftig in die Klinik kommt, soll, je nachdem wie schwer die Erkrankung oder die Verletzung ist, an die Notaufnahme oder die Praxis weitergeleitet werden. Für Gesundheitsminister Lauterbach ist klar, dass das Krankenhaus im Notfall auch weiterhin schnelle Hilfe anbieten muss, aber nicht für alle Fälle die erste Adresse sein kann. Wer dann? Vielleicht der ärztliche Notdienst, den man unter 116 117 erreicht?


Der ärztliche Notdienst, selbst in großer Not


Hier wird einem geholfen, wenn man Glück hat. Zunächst telefonisch, basierend auf den Informationen, die der Patient selbst angeben kann. Das funktioniert recht gut. Dann heißt es aber: „Es kann aber Stunden dauern, bis ein Arzt kommt.“  So geschehen zum Beispiel im Landkreis Regensburg, als ein Krebspatient nach heftigen Magen-Darm-Problemen wegen des Flüssigkeitsverlustes schon Schüttelfrost hatte und in seiner Not eben den Notdienst kontaktierte. Die Erste Hilfe brachte mit einer passenden Medikamentenempfehlung auch telefonisch etwas Entspannung, der gewünschte Arzt, in seinem Fall sicher notwendig, kam aber nicht nach Stunden, er kam ... überhaupt nicht. Um 18 Uhr kontaktiert, bis 24 Uhr nichts passiert. So schlief der Patient um Mitternacht geschwächt ein und dachte sich beim Erwachen am nächsten Morgen „Wenn das jetzt z. B. ein Herzinfarkt gewesen wäre …“ 


Warum passieren solche nicht ungefährlichen Vorfälle immer öfter auch bei uns in Ostbayern? 


Der Hausarzt unseres Patienten konnte das beim Besuch am nächsten Vormittag ziemlich einfach erklären. Er selbst nimmt Notdienste an und meint: „Weil das ganz einfach nicht funktionieren kann! Kein Arzt kann die ihm zugewiesenen riesigen Gebiete von Kelheim bis Cham oder von Viechtach bis Schwandorf wirklich gut versorgen. Die Notärzte und Ärztinnen verbringen die meiste Zeit im Notarztwagen auf der Straße! Da kann man noch so engagiert an die Sache gehen, auch wir sind längst am Limit!“ 

Will deshalb Gesundheitsminister Karl Lauterbach eine Entlastung mit den geplanten Notfallzentren schaffen? Was aber bitteschön ist dann mit den Patienten, die nicht mobil sind, aber weit draußen auf dem Land wohnen und gerade dringend einen Arzt bräuchten?



Fragen über Fragen und die Lösungen? Na ja, die sollten vielleicht noch einmal überdacht werden. In Schweden beispielsweise gibt es solche Zentren schon lange, mit der Folge, dass die Patienten nun da warten. Manchmal Stunden, manchmal ewig, manchmal den ganzen Tag. Da kann man dann nur hoffen, dass es sich gerade nicht um den äußersten Notfall handelt.   

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